Zum Gedenken an Dr. phil. Christa Ventling Dierks

28.07.1930–03.11.2018

Bioenergetic Analysis • The Clinical Journal of the IIBA, 2019 (29) DE, 9–10

https://doi.org/10.30820/0743-4804-2019-29-DE-9 CC BY-NC-ND 4.0 www.bioenergetic-analysis.com

Als Freund und Berufskollege von Christa und auch in meiner Funktion als Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Bioenergetische Analyse und Therapie (SGBAT) fühle ich mich geehrt, dass ich Christa bei der Abschiedsfeier würdigen darf. Diese Gesellschaft war die berufliche Heimat von Christa. Nach ihrer naturwissenschaftlichen Forscherlaufbahn hatte sie sich entschieden, Psychologie zu studieren und Psychotherapeutin zu werden. Sie wurde eines der kreativsten und engagiertesten Mitglieder dieser Gesellschaft.

Christa wusste um die Bedeutung von Forschung und sie wusste, wie man forscht. Schon im Jahr 2000 publizierte Christa eine Studie »Zur Wirksamkeit bioenergetischer Psychotherapien und Stabilität des Therapieresultats. Eine retrospektive Untersuchung«, um die Effizienz dieser körperpsychotherapeutischen Richtung, in der sie sich hatte ausbilden lassen, zu belegen. Das war Pionierarbeit! Im Jahre 2002 verlieh ihr die »US Association for Body Psychotherapy« einen Preis für die beste Forschung in Körperpsychotherapie.

Als ich 2001–2008 das Präsidentenamt des IIBA innehatte, war mir Christa eine unentbehrliche Hilfe. Sie war zweisprachig, meine Englischkenntnisse aber waren sehr bescheiden. In meiner internationalen Funktion übersetzte Christa sämtliche meiner Reden und Verlautbarungen in gutes Englisch. Wer Christa näher kannte, wusste, dass sie nicht nur übersetzt. Sie prägte meine Reden und Veröffentlichungen auch inhaltlich mit, was mir sehr gelegen war. Sie tat so, bis ihre Parkinsonerkrankung sie hinderte, ihre Finger zu koordinieren.

Mit viel Energie publizierte Christa neben mehreren Artikeln auch zwei Bücher. Die Publikation im Jahre 2002 hatte zum Titel: Body Psychotherapy in Progressive and Chronic Disorders. Dies war Jahre bevor sie selbst an einer solchen »Chronic Disorder« erkrankte. Schon 2001 hatte sie eine Artikelsammlung herausgegeben zum Thema: Childhood Psychotherapy. A Bioenergetic Approach.

Als ich Christa am 5. Oktober 2018, knapp einen Monat vor ihrem Tod, in Zürich besuchte, konnte ich ihr mitteilen, dass soeben ihr Buch über Kinderpsychotherapie auf Italienisch herausgekommen war. Ihre Lippen bewegten sich, aber ihre Stimme war so kraftlos, dass ich nicht verstand, was Christa mir sagen wollte. Ich suchte Hilfe beim Pflegepersonal, aber auch dieses konnte Christa nicht verstehen. Statt zu sprechen, entschied ich mich, Christa auf ihrem Klavier eine Mozartsonate zu spielen. Danach verabschiedete ich mich und bedankte ich mich bei Ihr. Dann geschah ein kleines Wunder: Mit lauter, verstehbarer Stimme sagte Christa: »Ich danke Dir, dass Du gekommen bist.«

Nun ist sie gegangen! Ich bleibe Ihr in Dankbarkeit verbunden.

Hugo Steinmann
Stans, den 11.01.2019